Die schnelllebige Gesellschaft und der ständige Wandel werfen auch neue Arbeitszeitmodelle auf. An immer mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit gewinnt das viel diskutierte Modell der 4-Tage-Woche. Die 4-Tage-Woche ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem Arbeitnehmende anstelle von 5 Tagen nur 4 Tage die Woche arbeiten. So wird im Rahmen des Modells allen Mitarbeitenden ein zusätzlicher freier Tag ermöglicht. In vielem Ländern ist die 4-Tage-Woche bereits ein fest verankertes Arbeitsmodell.

Laut einer Studie soll die 4-Tage-Woche Mitarbeitende glücklicher, gesünder und produktiver machen. In diesem Artikel wird diskutiert, welche Chancen aber auch Nachteile das neue Arbeitszeitmodell bietet, wie die 4-Tage-Woche funktionieren kann und ob das Modell auch in Deutschland der neue Standard wird.

Welche Vorteile bietet die 4-Tage-Woche?

Laut Phillip Frey, Forscher am Karlsruher Institut für Technologie und einer britischen Studie soll eine 4-Tage-Woche zu motivierteren Mitarbeitenden, einer verbesserten Work-Life-Balance und vereinfachter Mitarbeitergewinnung führen.

Für viele Beschäftigte nimmt die Bedeutung einer Work-Life-Balance zu. Gerade bei jüngeren Generationen wird der Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit immer wichtiger. Durch den zusätzlichen freien Tag ermöglicht das Modell die Work-Life-Balance zu optimieren und deutlich zu verbessern. Dies führt nicht nur dazu, dass Mitarbeitende mehr Zeit für Hobby, Familie und Entspannung haben, sondern fördert zudem die Zufriedenheit von Angestellten.

Das Modell der 4-Tage-Woche fördert außerdem die Motivation und Gesundheit von Arbeitnehmenden. Die Aussicht auf ein verlängertes Wochenende kann für viele Mitarbeitende ein Motivationsschub sein. Durch die Möglichkeit die Zeit besser nutzen zu können, sind Arbeitnehmende motivierter, Aufgaben effizient zu erledigen und Ziele zu erreichen. Somit kann das Arbeitszeitmodell zu einer positiven Arbeitsatmosphäre führen, in der Mitarbeitende ihr Bestes geben und innovative Ideen entwickeln. Zudem kann sich die 4-Tage-Woche positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken. Mehr Zeit für Erholung, baut nachweislich Stress ab und reduziert Müdigkeit und sogar Burnouts, währen die allgemeine Lebensqualität gesteigert wird. So ist ein ausgeruhter und gesunder Mitarbeiter leistungsfähiger, zufriedener und motivierter.

Ein weiterer Vorteil ist die vereinfachte Gewinnung von neuen Mitarbeitenden, da die 4-Tage-Woche ein attraktiver Anreiz für Fachkräfte ist. Unternehmen, die flexiblere Arbeitszeitmodelle bieten, können talentierte Mitarbeitende anziehen und langfristig halten. Eine gute Work-Life-Balance und die Möglichkeit, persönliche Verpflichtungen zu erfüllen, seigert die Zufriedenheit und Bindung von Mitarbeitenden zu ihrem Unternehmen. Dies wiederum verringert die Fluktuation und spart Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeitenden.

Es mag überraschend klingen, aber eine verkürzte Arbeitswoche kann auch die Produktivität steigern. Wenn Arbeitnehmende weniger Tage in der Woche arbeiten, sind sie oft motivierter ihre Arbeit effizienter zu erledigen. Die knappere Zeit fördert die Fokussierung auf wesentliche Aufgaben und kann zu höherer Konzentration und Kreativität führen. Ganz nach dem Prinzip, dass die Bearbeitung einer Aufgabe genauso so viel Zeit beansprucht, wie dafür zur Verfügung steht. Eine Aussicht auf ein verlängertes Wochenende führt daher zu einer gesteigerten Motivation, Arbeitsaufgaben innerhalb der vorgegebenen Zeit zu erfüllen.

Welche Nachteile zieht eine 4-Tage-Woche mit sich?

In der besagten Studie lassen sich kaum negative Auswirkungen des Arbeitszeitmodells erkennen. Dennoch gibt es neben vielen Vorteilen auch potenzielle Nachteile, die bei der Betrachtung des Arbeitszeitmodells berücksichtigt werden sollten.

Eine 4-Tage-Woche führt zu einer starken Reorganisation eines Unternehmens. Bei der Form des Arbeitszeitmodells müssen Organisationsstrukturen und Abläufe neu gedacht werden. Bis alle Mitarbeitendesich an die neuen Strukturen gewöhnt haben und die Abläufe reibungslos funktionieren kann viel Zeit vergehen. Zudem kann bei einer 4-Tage-Woche eine höhere Arbeitsbelastung an Arbeitstagen entstehen. Dies führt bei Mitarbeitenden zu Stress und einer Überbelastung, da das Arbeitsvolumen von 5 Tagen auf 4 Tage komprimiert wird. Zu bedenken gibt ebenfalls die Rente. Bei einer 4-Tage-Woche werden die Löhne meist an die geringeren Arbeitsstunden angepasst, wodurch ebenfalls die Rentenansprüche der Mitarbeitenden sinken. Ein weiterer möglicher Nachteil kann der Anstieg der Schwarzarbeit sein. Bei der Einführung einer 4-Tage-Woche besteht die Gefahr, dass Fachkräfte die zusätzlichen freien Tage für Schwarzarbeit nutzen könnten. Darauf deutet zumindest eine Statistik hin, bei der 1994 die Schwarzarbeit anstieg, als VW die 5-Tage-Woche auf eine 4-Tage-Woche umwandeltet.

Neben eben genannten Problemen sollte erwähnt werden, dass die 4-Tage-Woche nicht für jede Branche umsetzbar ist. Gerade in Pflegeberufen, in der Logistik oder im Einzelhandel ist die Umsetzung einer 4-Tage-Woche schwer realisierbar. Zudem verschärft die 4-Tage-Woche das Problem des Fachkräftemangel. Bereits jetzt gibt es in der Pflege, im Einzelhandeln und in der Logistik einen starken Fachkräftemängel. Verringert sich das Arbeitsvolumen der Tätigen in diesem Bereich, wirkt sich das negativ auf den sowie schon hohen Fachkräftemangel aus.

Wichtig zu beachten ist, dass die genannten Nachteile von verschiedensten Faktoren abhängen und nicht auf jede Branche übertragbar sind. Eine sorgfältige Planung und Kommunikation sind entscheidend, um mögliche Herausforderungen zu bewältigen und die Vorteile des Modells zu maximieren.

Wie kann eine 4-Tage-Woche funktionieren?

Es gibt zwei Varianten, wie eine 4-Tage-Woche aussehen kann.

In der ersten möglichen Variante wird das Arbeitsvolumen von 5 Tagen auf 4 Tage verlegt. Ganz konkret bedeutet dies, dass ein Arbeitsvolumen von 40 Stunden in der Woche nicht mehr in 5 sondern 4 Tagen erbracht werden muss. So verlängert sich der Arbeitstag von 8 auf 10 Stunden.

Bei der zweiten Variante wird die wöchentliche Arbeitszeit angepasst. Arbeitnehmende arbeiten weiterhin 8 Stunden täglich, nur das ein Tag in der Woche wegfällt. Somit verkürzt sich die wöchentliche Arbeitszeit um 8 Stunden. In vielen Modellen wird hier auch der Lohn angepasst. Es gibt aber auch Modelle, bei denen Mitarbeitende trotz der verringerten Arbeitszeit denselben Lohn wie vorher bekommen.

Wie kann der Wechsel funktionieren?

Um den Übergang von einer 5-Tage-Woche zu einer 4-Tage-Woche erfolgreich absolvieren zu können, ist es sinnvoll eine Probephase durchzuführen. In dieser Phase arbeiten Mitarbeitende für einen begrenzten Zeitraum an 4 Tagen in der Woche, um zu sehen, wie sich dies auf die Produktivität und das Arbeitsklima auswirkt. Nach Ablauf der Testphase sollten die Ergebnisse bewertet und diskutiert werden, um Anpassungen vornehmen zu können. So kann ein Unternehmen nach Abschluss prüfen, wie effektiv eine 4-Tage-Woche ist.

Sollte sich das Arbeitszeitmodell als sinnvoll erachten, beginnt die eigentliche Übergangsphase. Die Veränderung einer Unternehmensstruktur erfordert viel Zeit. Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende sowie sonstige Stakeholder sollten über das Vorhaben informiert und eingebunden werden. Anhand der vorherigen Testphase kann ein Plan erstellt werden, wie die 4-Tage-Woche für Unternehmen funktionieren kann und umgesetzt wird. Dabei sind regelmäßige Feedbackgespräche und Anpassungen essenziell.

Wie viele Urlaubstage hat man bei einer 4-Tage-Woche?

Der gesetzliche Urlaubsanspruch ist auch bei eine 4-Tage-Woche geregelt und soll mindestens 4 vollständige Urlaubswochen im Jahr ermöglichen. Je nach Organisation können zudem individuelle Regelungen gelten, die den Mindestanspruch einschließen.

Dennoch sind in Summe die Urlaubtage bei einer 4-Tage-Woche geringer, da auch ein Tag weniger gearbeitet wird. Mitarbeitende in einer 4-Tage-Woche stehen mindestens 16 Urlaubstage im Jahr zu. 16 Tage mögen erstmals wenig klingen, doch es muss bedacht werden, dass man für 1 Woche Urlaub bloß 4 statt 5 tage freinehmen muss. Somit wirkt der Urlaub weniger, doch in der Relation steht Mitarbeitenden derselbe Urlaubsanspruch, wie in einer 5-Tage-Woche zu.

Kann die 4-Tage-Woche der neue Standard in Deutschland werden?

Derzeit ist die 4-Tage-Woche in Deutschland eher ein Zukunftsmodell.

In manchen Branchen wie der Pflege oder im Einzelhandel ist die Umsetzung schwerer realisierbar als in beispielweise Bürojobs.

Momentan bleibt es den Arbeitgebenden vorbehalten, den Mitarbeitenden neue Arbeitszeitmodelle anzubieten. Für viele Angestellte könnten jedoch Unternehmen mit einer Vier-Tage-Woche bei der Arbeitsplatzsuche bevorzugt werden.

Vor allem in Branchen, die sich in einem starken Wandel befinden, könnte dieses Modell sinnvoll sein. Aufgrund der genannten Vorteile bietet die 4-Tage-Woche eine erhöhte Produktivität und Motivation der Mitarbeitenden, was zu einem höheren Absatz und Innovation führen kann. Es lässt sich daher sagen, dass die 4-Tage-Woche ein durchaus sinnvolles Modell sein kann, welches in der Effizienz aber von Branche zu Branche variiert. Dennoch sind Unternehmen gut damit beraten, sich mit dem Arbeitszeitmodell genauer auseinander zu setzen.

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